Unitas Elisabetha Thuringia Marburg

Glaube - Wissenschaft - Freundschaft

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Mit dem Advent beginnt nach der langen Reihe der Sonntage im Jahreskreis ein neues Kirchenjahr. Der Christkönigssonntag bildet gewissermaßen das Scharnier zwischen den Zeiten. Ein zentraler Aspekt des Christkönigsfestes ist die Ohnmacht. 

Wer kennt heute nicht Ohnmachtsgefühle? Was kann ich schon ausrichten? Was vermag ich als einzelner zu ändern? Es gibt viele Erfahrungen der Ohnmacht in unserem Leben. Wer steht uns zur Seite, wenn wir uns allein gelassen fühlen?

Das Christkönigsfest stellt uns einen ohnmächtigen König vor Augen. Jesus starb für die Menschen. Er sagte: „ Die Könige herrschen über ihre Völker (…), ich aber bin unter euch der, der bedient.“ (Lk 22, 25.27) Das ist seine Königsherrschaft: Die Macht der Liebe. Jesus setzt sich für andere ein. Er tut dies nicht mit Gewalt, sondern mit Hingabe und Liebe.

Glauben wir an die Macht der Liebe?

Macht der Liebe heißt nicht, dass wir den Weg des geringsten Widerstands gehen sollen. Es heißt aber: Als verantwortungsbewusste Christinnen und Christen gehen wir durch unsere Zeit: Verantwortung für das öffentliche Leben, Verantwortung für unsere Gemeinde, Verantwortung für die Armen und Schwachen. Wenn wir an die Macht der Liebe glauben, dann resignieren wir nicht aus Ohnmacht und Angst. Wenn wir heute in einer Welt voller Grenzerfahrungen Christus als König des Himmels und der Erde verkünden, dann glauben wir trotz allem an die Allmacht Gottes. Sie ist stärker als alle vergänglichen Mächte der Zeit. Die mächtigen Könige der Römer, die Cäsaren, sind Vergangenheit. Christus, unser König, die Macht der Liebe, bleibt in Ewigkeit.

Die Botschaft Jesu richtet auf und macht Mut, aber sie fordert auch heraus. Glaube ist kein Spaziergang und der König Jesus ist keine Figur in einer Seifenoper. Gelebter Glaube nimmt immer die Wirklichkeit des Lebens ernst und will Menschen wirklich stark machen. Wie leben wir unseren Glauben? Er braucht Kopf, Herz und Hand, er braucht Gott und den Nächsten. Er braucht Überzeugung und Liebe. Am letzten Sonntag im Kirchenjahr feiern wir Christkönig. Die Liebe hat doch das letzte Wort!

Ausschnitte aus dem geistlichen Impuls des Kolping-Bundespräses Josef Holtkotte zum Christkönigssonntag am 25.11.2017 (https://www.kolping.de/presse-medien/news/geistliche-impulse/geistlicher-impults-details/news/die-macht-der-liebe/)

„Wir sind wie das Schilf, das am Flussufer wächst.
Schwillt der Fluss, so beugt sich das Schilf; sinkt
das Wasser, so richtet es sich wieder empor und
wächst in seiner Kraft fröhlich und erquickt weiter.
So müssen auch wir uns bisweilen beugen und
demütigen, um uns dann froh und erquickt wieder
aufzurichten.“ (Elisabeth von Thüringen)

Heute am Gedenktag der Heiligen Elisabeth von Thüringen erscheinen ihre Worte noch näher. Nicht  nur heute sollten wir auf Nächstenliebe setzen. Gerade in dieser schwierigen  Zeit ist jedes Zeichen der Nächstenliebe ein Lichtblick in der dunklen Zeit.

Gerade heute singen wir „Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht…“ voller Freude und gedenken an die Taten der Heiligen Elisabeth von Thüringen.

Bildquelle: https://www.billerantik.de/-Heilige-Elisabeth-von-Thueringen-Schutzpatronin-Witwen-St–Buetten-Faks_Sankt-0105/a63515636_u15590_z75b06c47-74b2-4686-a4f3-0b09d4245640/

Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,

das habt ihr mir getan.

(Mt 25,40)

Vom Herrn ließ sich der heilige Martin ergreifen und in seiner Liebe wusste er sich geborgen. Sein Herz war erfüllt vom Wort des Herrn, dem er sich ganz weihte. Er ging seinen Weg unerschrocken im Glauben und frei von Angst. So wurde er Christus ähnlich.

Am 11. November feiern wir das Fest des heiligen Martin – dieser hat den Bettler dereinst nicht verurteilt, sondern seinen Mantel geteilt und so Anteil an seinem Leben genommen.

Gerade in diesen Tagen, in denen so viele Menschen unserer Anteilnahme und Unterstützung bedürfen: wie wäre es da, wenn wir nicht auch ein bisschen zu Martin werden?

Teilen wir also wie Martin. Teilen wir, um Anteil zu nehmen. Teilen wir, um am Leben unserer Mitmenschen teilzuhaben. Teilen wir, um eins zu werden.

– katholische Kirche in Oberösterreich; Themen zum Martinsfest

Es herrscht eine regelrechte Versicherungsmentalität bei uns in Deutschland. Am liebsten würden wir uns gegen alle möglichen Risiken absichern. Wenn’s gehen würde, am besten auch gegen den Tod. Aber selbst die allerbesten „Lebensversicherungen“ können den auch nicht verhindern. Wie auch eine Autoversicherung keinen Unfall verhindern kann. Aber sie können die Folgen mildern. Wenn es wirklich mal gekracht hat, dann soll wenigstens der materielle Schaden nicht auch noch hoch bleiben. Bei einer Lebensversicherung gibt es Geld für die Hinterbliebenen. Den Verlust durch den Tod kann das Geld auch nicht ausgleichen. Wenn heute an Allerseelen Menschen in die Kirche gehen, – oder zu Haus an ihre verstorbenen Angehörigen denken, an Freunde, Nachbarn oder Kollegen, dann ist nicht von einer Lebensversicherung die Rede.

Und doch hat das vielleicht zumindest indirekt etwas miteinander zu tun. „Tot ist, wer vergessen ist“, heißt es sprichwörtlich. Viele Tote sind in der Erinnerung lebendig. Man denkt an sie, spricht von ihnen, hat dadurch nicht nur das Gefühl, dass sie fehlen, sondern auch, dass sie irgendwie da sind, anwesend, dabei. Vielleicht ist so ein Tag wie heute eine Erinnerung, diese Art der „Lebensversicherung“ noch einmal zu überdenken, zu erneuern, auf den besten Stand zu bringen: dadurch, dass wir etwas zusammen unternehmen mit anderen, das unvergesslich bleibt, über den Tod hinaus. Oder uns daran erinnern, was wir gemeinsam schon erlebt haben. Auch wenn der Tod schneller war. Aber damit er eben nicht das letzte Wort behält. Das wäre eine echte „Lebensversicherung“.

Dieser Impuls wurde von Michael Kinnen zu Allerseelen 2017 verfasst und im „Zwischenruf“ im Saarländischen Rundfunk veröffentlicht